An bundesdeutschen Autobahnen fehlen tausende LKW-Parkstände. Das Problem ist bekannt, aber das Defizit wird nicht kleiner, sondern von Jahr zu Jahr größer.

Für das kurzfristige Schaffen von LKW-Stellplätzen reichen die konventionellen Ansätze – jetzt der Autobahn GmbH (AdB) – bei weitem nicht aus. Nur durch effizientere Nutzung der vorhandenen Flächen und vorhandener Infrastruktur, insbesondere auf bestehenden Anlagen, aber auch auf geplanten oder im Bau befindlichen Anlagen ist kurzfristig wirksame Entlastung möglich. Hierzu haben ein kleiner Kreis innovativer Unternehmen in den letzten 20 Jahren Ressourcen schonende, digitale Parkverfahren entwickelt, wie das Telematisch gesteuerte LKW-Kolonnenparken. Diese sind längst praxistauglich, auf einem hohen technischen Stand und sofort einsetzbar, was grundsätzlich beim BMDV und der AdB unstrittig ist. Aber an der Umsetzung hapert es.

Andere intelligente Lösungen wie das Sharing-System der KRAVAG TRUCK PARKING sind hinzu gekommen und ebenso Erfolg versprechend. Auch hier wird durch die Nutzung vorhandener Fläche und vorhandener Infrastruktur mittels einer digitalen Plattform eine effiziente Lösung geschaffen.

Dr. Klaus Manns und Karsten Schulze
Dr. Klaus Manns und Karsten Schulze

Für den ADAC ist die Parkplatzsituation, wie für uns alle, eine wichtige Frage der Verkehrssicherheit wie auch der Arbeitsbedingungen im Güterkraftverkehrsgewerbe und damit der Versorgungssicherheit im Land. Am Rande des Gespräches regte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze die Entwicklung eines neuen, modernen Masterplanes an, der prioritär auf Digitalisierung und Flächeneffizienz setzt. Hieran müssen sich, wie Kollegin Anja Ludwig von der KRAVAG richtig anmerkt, alle Stakeholder beteiligen können, gerade auch die mit dem Thema vertrauten private Unternehmen.

Einige grundsätzliche Überlegungen hierzu möchte ich an dieser Stelle schon beitragen:

Ansatz 1: Bedarfsreduzierung/-drosselung

Zur Reduzierung des zukünftigen Bedarfes von Stellplätzen im öffentlichen Straßenraum sollten ausreichende Übernachtungsparkstände für be- und entladende Lkw beim Verlader auf dem Gelände vorgesehen werden. Das könnte sofort schon freiwillig geschehen (Branchen-Image, Pro-FahrerInnen-Image), dies muss zukünftig auch ordnungsrechtlich geregelt werden.

Wichtig sind „freie“ Lkw-Stellplätze, „saubere“ Toiletten und Duschen, „einfache, preiswerte“ Versorgung (Getränke-/Snackautomaten).

Förderung der Mehrkosten wäre sinnvoll.

Ansatz 2: Flächeneffizienz durch Mischnutzung und Verdichtung (Kolonnenparken)

Hierunter sind in erster Linie Umnutzungen mittels besonderer Parkverfahren zu sehen, insbesondere Telematisch gesteuertes Lkw-Kolonnenparken mit all seinen Vorteilen im Hinblick auf schnelle Umsetzung, Vermeidung von Versiegelung, geringer Flächenverbrauch. Das gilt sowohl für Rastanlagen als auch für Autohöfe und Logistikflächen. Die Praxistauglichkeit ist vielfach evaluiert, mehr als acht Anlagen sind in Betrieb und erweisen sich tagtäglich als zuverlässig verfügbar. Der Kapazitäts-Gewinn liegt bei diesen Anlagen bei über 60 %.

Der Kapazitätsgewinn durch telematische Anlagen muss durch SteP gefördert werden.

Ansatz 3: Flächen-/Nutzeneffizienz bei Ausbau/Neubau/Erweiterung

Unter Ausbau wird ein vorhandener Parkplatz verstanden, der um weitere konventionelle Parkstände erweitert wird oder der Neubau einer LKW-Parkanlage in konventioneller Bauweise an einem neuen Standort. Hierfür werden seitens der AdB sehr viele Planungen betrieben, deren Fortschritt aber sehr schleppend vorangeht oder in vielen Fällen gar nicht umsetzbar sind. Dieser Weg alleine führt – wie sich es zeigt – nicht zum Ziel, bindet aber große Resourcen, Geld und Personal, das wirkungsvoller eingesetzt werden könnte. Deshalb sollten nur diejenigen Planungen verfolgt werden, deren Umsetzung überhaupt und in absehbarer Zeit zu erwarten ist.

Bei allen Planungen ist zu prüfen, gleichzeitig mit einer konventionellen Erweiterung auch die Verdichtung mit telematischem Lkw-Parken und gegebenenfalls auch Mischnutzungsysteme einzusetzen. Entsprechende Anpassungen der Ausführungspläne sind bis kurz vor Baubeginn möglich.

Ansatz 4: Digitale LKW-Park-Managementsysteme (KRAVAG Sharing System)

Zuerst ist hier das Parkplatzsharing von KRAVAG Truck Parking zu nennen, wo Parkstände auf Betriebsflächen der teilnehmenden Transportunternehmen, die wochentags frei sind, für das Parken durch Fahrzeuge von anderen Unternehmen über eine App gebucht werden können. Eine intelligente, sehr wirtschaftliche und nachhaltige Lösung, die die Digitalisierung möglich macht. Auch hier sollten die Standards sehr niedrig gehalten werden.

Auch weitere Ansätze aus dem Bereich Reservierung und Sicherheitsparken können wertvolle Beiträge leisten, beispielhaft seien Park Your Truck und Bosch Secure Truck Parking genannt.

Ansatz 5: Moderne Parkleitsysteme (Interne und externe PLS)

Zu unterscheiden sind interne und externe Parkleitsysteme (PLS).

Das externe Parkleitsystem oder Netzsystem zeigt freie und belegte Lkw-Parkplatzanlagen entlang der Streckenzüge des (gesamten) Autobahnnetzes an (Netzweites PLS) oder darüber hinaus das ganze Lkw-Parkplatz-Netz. Unter Umständen könnte hierfür die aktuelle Belegungs-Ermittlung unter Nutzung von fahrzeugseitigen Onboard Units erfolgen.

Das interne Parkleitsystem zeigt gerade auf den großen Anlagen konkret den Weg von der Einfahrt zum nächsten freien Stellplatz bzw. zum nächsten geeigneten Parkstand. Hierzu ist eine Stellplatz genaue Detektion erforderlich, wie sie mit Systemen wie AreaDetektion erreicht wird. Sie ist auch bei großen konventionellen Anlagen schon jetzt sinnvoll. Bei telematischen Anlagen sind sie Bestandteil des Systems.

So weit meine ersten Anregungen. Das große bestehende Defizit an LKW-Stellplätzen wird weiter wachsen, weil die Widerstände gegen konventionelle Erweiterungen, die damit verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft und der große Flächenverbrauch, zunehmen werden.

Hinzukommt eine wachsende Flächenkonkurrenz durch die Errichtung von neuen Tank- und Lade-Einrichtungen (Kraftstoffe, Gas, Wasserstoff, Ladesäulen).

Wir müssen umdenken, wir müssen endlich die zur Verfügung stehenden Flächen so effizient wie möglich nutzen und alle technischen, organisatorischen, digitalen Möglichkeiten dazu einsetzen.

Im Anbetracht der Größe und der Bedeutung der Aufgabe müssen auch alle an diesem Thema interessierten gesellschaftlichen Gruppen intensiv zusammen arbeiten, eine konzertierte Aktion „Lkw-Parken“ bilden. Durchaus auch von der freien Wirtschaft und den Verbänden getrieben.

Ein gemeinsamer Vorschlag der interessierten Stakeholder für einen modernen Masterplan Lkw-Parken wäre ein guter Anfang, um dem Problem insgesamt eine positive Wendung zu geben.

Das parlamentarische Frühstück am 17.1.2024 war hoffentlich ein guter Schritt in diese Richtung.